Mit grosser Bestürzung habe ich von der Pilotstudie zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche seit den 1950er Jahren Kenntnis genommen. Das Ausmass ist erschreckend.
Man spricht momentan von über 1 000 physischen und sicher auch psychischen Missbräuchen. Hinter der Zahl stehen konkrete Menschen: Kinder und auch Erwachsene, die sich in seelischer Not an kirchliche Mitarbeitende gewendet haben; Kinder und Erwachsene, die freiwillig für die Kirche gearbeitet oder in ihren Organisationen die Freizeit verbracht haben, Kinder und Erwachsene, die in kirchlichen Einrichtungen untergebracht waren. Auch in meiner Verwandtschaft gab es solche Schicksale. Zu lange hat man die Opfer zuwenig ernst genommen. Zu lange hat man die Täter – sicher z.T. auch in der Hoffnung, dass sie sich bessern – in Schutz genommen und ihnen an einem anderen Ort einen Neuanfang ermöglicht – auf Kosten von neuen Opfern. Zu lange hat man vertuscht, um das Bild einer makellosen Kirche aufrechtzuerhalten.
Ich denke, nur durch eine gründliche Aufarbeitung der Vorkommnisse und das Ziehen der richtigen Schlüsse für die Zukunft kann auf Dauer das Vertrauen in die Kirche wieder hergestellt werden. In den letzten Jahren wurde auf Ebene Bistum diesbezüglich auch schon das eine oder andere unternommen (z.B. unabhängige Opferberatungsstellen, genauere Überprüfung des Personals, Kurse). Da gilt es jetzt dran zu bleiben, um weitere Opfer möglichst zu vermeiden.
Viele Menschen an der Basis in den Pfarreien, Freiwillige und Mitarbeitende leisten weiterhin täglich einen wertvollen Dienst für die Gemeinschaft und die Gesellschaft. Sie versuchen die Botschaft Christi nicht nur zu predigen, sondern authentisch vorzuleben. Auch sie geraten nun unter Beschuss, obwohl sie sich nichts haben zu Schulden kommen lassen. Ich als Leiter des Pastoralraums Oberseetal fühle mich momentan sprachlos, ohnmächtig und hilflos und dennoch möchte ich zusammen mit meinem Team versuchen, einen kleinen konstruktiven Beitrag in der aktuellen Situation zu leisten. Mit dem Angebot «Auf einen Kaffee in der Kirche» – das wir nun bereits jetzt einführen – bieten wir Gelegenheit, unkompliziert mit jemandem von uns bei einem Kaffee oder Tee in den Kirchen des Pastoralraums in Kontakt zu treten. Wir sind einfach da und hören zu, nehmen Kritik, Anregungen und Anliegen entgegen und leiten diese allenfalls an die entsprechenden Stellen weiter oder helfen auch direkt. Das Angebot startet am 29. September von 16.00 bis 17.30 Uhr in Eschenbach, am 10. bzw. 12. Oktober von 16.00 bis 17.30 Uhr in Ballwil bzw. Inwil. Weitere Daten und Zeiten folgen und werden auf der Homepage publiziert. Selbstverständlich sind wir aber auch tagsüber telefonisch erreichbar.
Details zur Studie und zu weiterführenden Informationen finden Sie unter folgenden Links
https://www.pfarreiblatt.ch/aktuell/1-002-faelle-sexuellen-missbrauchs-identifiziert-457
https://www.pfarreiblatt.ch/